Streich 4
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Wer im Dorfe oder Stadt einen Geldsack wohnen hat,
der sei höflich und bescheiden, denn das mag ein Geldsack leiden!
Morgens sagt man "guten Morgen, macht der Börsenmarkt heut' Sorgen?"
bringt ihm was er haben muß: Wirtschaftszeitung, Fidibus;
oder sollt' es wo im Rücken drücken, beißen oder zwicken,
gleich ist man mit Freudigkeit dienstbeflissen und bereit.

Oder sei's nach einer Prise, daß der Geldsack heftig niese
sagt man "Prosit" allzugleich, "Danke, wohl bekomm' es Euch!"
oder kommt der spät nach Haus' sieht man in die Lackschuh' aus,
holt Pantöffelchen und Mütze, das er nicht im Kalten sitze,
kurz: man ist darauf bedacht, wie man's Erbteil locker macht!

Fritz und Rainer ihrerseits fanden darin keinen Reiz.
Denkt Euch nur, welch' schlechten Witz machten Rainer und auch Fritz!
Jeder weiß, was so ein Maikäfer für ein Vogel sei,
in den Bäumen hin und her fliegt und kriecht und krabbelt er
und frißt alles ratzekahl, jedem Förster wird's zur Qual.

Fritz und Rainer, immer munter, schütteln sie vom Baum herunter;
in die Tüte von Papiere sperren Sie Krabbeltiere.
Nun zum Geldschrank hinter'm Bilde, denn sie führen was Schilde:
Da: Die Tierchen, ziemlich klein, bringt man durch ein Loch hinein,
und der Rainer stopft geschwind' bis sie alle drinnen sind.

Als lange Stunden schon verstrichen seit uns're Beiden fortgeschlichen,
ging Mr. Geldsack hin zur Wand mit dem Schlüssel in der Hand,
auf daß er von seiner Kohle eine Portion sich hole,
öffnet den Geldschrank und erschrickt, dieweil da nichts mehr drinnen liegt,
denn, als dies Drama er entdeckt, da hat's den Käfern schon geschmeckt
und an dem dunklen Häuflein Mist sieht er, daß er enteignet ist!

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© Helmut Stresemann helmut@stresemann.de
Zuletzt geändert: 30. März 2004.

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